Was erfahren wir über die äthiopische Moderne unter Ras Tafari/Haile Selassie I, wenn wir sie aus der Perspektive des Sports betrachten? Mit dieser Frage befasst sich Katrin Bromber, die seit 2001 am Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO) in Berlin arbeitet. Hierbei interessieren sie weniger olympische Erfolge oder läuferische Bestzeiten, sondern die Rolle des Sports in Schulen, dem Christlichen Verein Junger Männer (YMCA), den Pfadfindern oder in der Entwicklung von äthiopischen Städten. Wo und wann entstanden zum Beispiel die ersten Stadien? Wie wurde Sport zum Propagandainstrument während der italienischen Okkupation (1935-41). Und vor allem: Gab und gibt es mehr zu berichten als äthiopische Erfolge im Langstreckenlauf? Neben den vielfältigen Publikationen zu einzelnen Themen wird im Laufe des Jahres 2021 ihr Buch Sport & Modernity in Late Imperial Ethiopia erscheinen.
Vor ihrer Beschäftigung mit Äthiopien, forschte Katrin Bromber zu Ostafrika, Swahili und dem Indischen Ozean. Sie promovierte 1993 zur Sprache der tansanischen politischen Führung (CCM) an der Universität Leipzig. Sie beteiligte sich an wissenschaftlichen Editionen zur Swahili-Poesie und Prosa, die während der deutschen Kolonialzeit entstanden und zu einem Teil mit dem arabischen Alphabet verfasst sind. In ihrer Habilitationsarbeit analysierte Katrin Bromber swahilisprachiges Propagandamaterial für die 350 000 ostafrikanischen Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs im Großraum Indischer Ozean unter britischem Kommando eingesetzt wurden. Ihr Buch Imperiale Propaganda. Swahilisprachige Militärpublizistik während des Zweiten Weltkriegs (Berlin 2009) ist Teil einer global ausgerichteten Weltkriegsforschung, die vor allem auch am ZMO betrieben wurde und wird.