Warum ist Al Shabaab so erfolgreich? Zur Genealogie des politischen Islam in Somalia

Markus V. Höhne

Abstract des Online-Vortrags am 20. Mai 2021, 18:00 Uhr, Zoom

Al Shabaab in Somalia wird normalerweise als „Terrororganisation“ dargestellt. In dieser Präsentation schlage ich vor, die umfassendere Genealogie der Gruppe zu betrachten und sie als wichtigen politischen Akteur zu verstehen, der im lokalen Umfeld ein wettbewerbsfähiges politisches Angebot macht. Al Shabaab entwickelte sich aus einem größeren Spektrum politisch-islamischer Akteure in Somalia, wobei Al Ittihat Al Islami (AIAI) und die Bewegung des Islamischen Gerichtshöfe in den 1990er und frühen 2000er Jahren wichtige Vorläufer waren. Im Gegensatz zu den früheren islamistischen Organisationen gelang es Al Shabaab jedoch, nicht nur eine mächtige Streitmacht, sondern auch einen staatsähnlichen bürokratischen Apparat aufzubauen. In Gebieten, in denen die Gruppe die Kontrolle hat, setzt sie die Sharīʿa als transparente Rechtsordnung durch und bemüht sich, Ordnung jenseits des Klanismus zu schaffen. Da die islamistische politische Ordnung effektiver und weniger korrupt ist als die von der nationalen (aber von externer Unterstützung abhängigen) Regierung in Somalia etablierte Ordnung, spricht sie sogar diejenigen an, welche die radikale Ideologie von Al Shabaab nicht teilen. Dies macht die Islamisten zu einer Kraft, mit der man auch in Zukunft rechnen muss.

Die Vorträge werden über Zoom-Meetings abgehalten. Bitte melden Sie sich per Email als Zuhörer*in an.