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„Starting with confusion will end up in confusion“ – Reflektionen zur internationalen Rechtsstaatlichkeitsförderung im Südsudan

Katrin Seidel

Abstract des Online-Vortrags am 17. Juni 2021, 18:00 Uhr, Zoom

Nachdem die Vereinten Nationen im Juli 2011 den Südsudan in die Staatengemeinschaft aufnahmen, erklärte der frühere Generalsekretär Ban Ki-moon: „Wie jedes Neugeborene braucht auch der Südsudan Hilfe“. Die Metapher des “Neugeborenen“ impliziert einseitige Fürsorge und schafft die Vorstellung eines Dualismus zwischen einerseits den reichen erfahrenen und andererseits den armen unwissenden und pflegebedürftigen Angehörigen der internationalen Gemeinschaft. So prägen Ideen der Fürsorge das Engagement in Südsudans Staatswerdung nach langem Bürgerkrieg und Abspaltung. Eine enorme Kluft zwischen Versprechungen und Wirkungen internationaler Unterstützung wird aufgrund oft realitätsferner Prämissen und standardisierter Instrumente in einem Kontext sichtbar, wo bisher kein gesellschaftlicher Konsens über nationale Werte, ein Fundament des Gemeinwesens oder über politische Strukturen erreicht werden konnte.
In dem Vortrag möchte ich die vorherrschende Einstellung einer elterlichen Fürsorge hinterfragen und aufzeigen, wie verwirrend die internationale Rechtsstaatlichkeitsförderung von den Empfängern wahrgenommen wird und welche unerwünschten Folgen infantilisierende Gleichnisse produzieren können. Entstehende Spannungen zwischen internationalen Interventionen und lokaler Eigenverantwortung sollen zum Nachdenken über Legitimität und Ausmaß internationaler Interventionen anregen. Ich argumentiere, dass eine wirkungsorientierte Rechtsstaatlichkeitsförderung Bewusstsein dafür verlangt, dass diese stets von der gesellschaftlichen Ordnung vor Ort abhängig ist. Dementsprechend muss Kontextsensibilität der Ausgangspunkt jeglicher Unterstützung sein.

Die Vorträge werden über Zoom-Meetings abgehalten. Bitte melden Sie sich per Email als Zuhörer*in an.

Katrin Seidel

Staatenbildung im Südsudan und Somaliland

Ein Interview mit Katrin Seidel zu ihrer Habilitation über Südsudan und Somaliland

Meine Studie untersucht insbesondere das Spannungsfeld zwischen internationalen politischen Interventionen und lokaler Eigenverantwortung. Letztlich geht es um die Aushandlung von Legitimität und Partizipation, von Grundwerten und dem Wesen einer politischen Gemeinschaft

Am 10. Februar 2021 wurde Katrin Seidel von der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg habilitiert. Im Anschluss an ihren öffentlichen Vortrag wurde ihr die Venia Legendi für Rechtsethnologie, Rechtssoziologie und Rechtsvergleichung verliehen. Ihre Habilitation schrieb sie zum Thema: “Internationalised Constitution-Making as Tool for Negotiating Statehood and Rule of Law: South Sudan’s and Somaliland’s Constitutional Genesis in the Context of Plural Legal (Dis-) Ordering”

Link zum Interview

Online-Vortragsreihe „Neue Perspektiven auf das Horn von Afrika – lokale sozial-politische Dynamiken“

Das Horn von Afrika ist gemeinhin und seit langem als Krisenregion bekannt. Hungersnöte, Bürgerkriege, Kriege, islamistischer Terrorismus, Menschenrechtsverletzungen und Staatszerfall sind Begriffe, die oft mit der Region in Verbindung gebracht werden. Daraus resultiert die Flucht vieler Menschen aus Äthiopien, Eritrea, Somalia oder dem Südsudan, von denen viele seit Jahrzehnten auch in Europa und Nordamerika ankommen. Der Wissenschaftliche Arbeitskreis Horn von Afrika (WAKHVA) vereinigt Wissenschaftlerinnen, die teilweise seit Jahrzehnten zu einzelnen Ländern in der Region arbeiten. Einige Mitglieder des Vereins werden in dieser Vortragsreihe einen historisch fundierten und sozial, kulturell, politisch und ökonomisch differenzierten Blick auf aktuelle Probleme in der Region werfen. Ziel ist es, vom Klischee der Krisenregion wegzukommen und ein tieferes Verständnis für das Leben am Horn von Afrika zu entwickeln, das in vielerlei Hinsicht mit „unserem“ Leben (in Europa, auch konkret in Deutschland) verbunden ist.

Programm

15. April 2021, 18:Uhr
Wolbert G.C. Smidt
Sozio-politische Praktiken in Nordostafrika jenseits des Staates: zwischen organisiertem Frieden und organisierter Gewalt
Abstract

20. Mai 2021, 18:Uhr
Markus V. Höhne
Warum ist Al Shabaab so erfolgreich? Zur Genealogie des politischen Islam in Somalia
Abstract

17. Juni 2021, 18:Uhr
Katrin Seidel
„Starting with confusion will end up in confusion“ – Reflektionen zur internationalen Rechtsstaatlichkeits-förderung im Südsudan
Abstract

Die Vorträge werden über Zoom-Meetings abgehalten. Die Anmeldung erfolgt per Email.