Why old maps of Northeastern Africa are not old:
Cartographic collections as a repository of local territorial knowledge and practice

Wolbert G.C. Smidt

Online-Vortrag am 13. April 2022, 18:00 Uhr, Zoom

Old maps of Northeastern Africa have still to be re-discovered from an anthropological perspective. Especially maps dating from the 19th century contain a wealth of information on toponyms, regional names and the territorial extension of groups, local concepts of boundaries and of routes, overlaps of political claims, ethnic tensions and interactions, and even ecology and archaeology. However, they have almost not yet been subject of systematic studies. They are loved by collectioners, in some cases used as a rather anecdotal reference in academic works, while anthropology, especially ethnohistory, could still make much out of them, especially in combination with other sources on territorial traditions and local socio-political practices.

Old map Northern Ethiopia

This paper presents several examples from old maps from the 17th to 19th centuries, which show that they were not simply „external“ products of travelling cartographers and researchers, but rather results of an intense local support and communication with experienced local partners, who were specialists for territorial knowledge and socio-political practices. Despite simplifications and incompleteness, the „indigenous“ information stored on the maps is extremely rich and helps to understand political and cultural-territorial processes. In numerous cases the territorial realities we find on old maps are part of ongoing and unfinished processes until today and have effects on local identities and territorial self-definition. That is why the re-reading of old maps can be fruitful as an additional instrument to interpret modern political and political-cultural processes in a both highly dynamic, and highly conservative Northeastern Africa, whose regions, populations and cultures are marked by strong local identities.

Die Vorträge werden über Zoom-Meetings abgehalten. Bitte melden Sie sich per Email als Zuhörer*in an.

Cover von Medieval Ethiopian Kingship, Craft, and Diplomacy with Latin Europe

Kleines Vademecum zum christlich-äthiopischen Mittelalter

Die Historikerin Verena Krebs, Juniorprofessorin an der Ruhr-Universität Bochum, die im Frühjahr ihr viel gerühmtes Buch Medieval Ethiopian Kingship, Craft, and Diplomacy with Latin Europe veröffentlichte, hat im April auf dem Twitter Account Twittistorian ein sehr hilfreiche Liste zur Forschung über das christliche äthiopische Mittelalter zusammengestellt, die für alle an dieser Epoche Interessierten spannende Literaturhinweise enthält.

Mit ihrer Erlaubnis stellen wir ihre Liste auf unserem Blog vor.


I’ve been tweeting about Solomonic Christian #Ethiopia, kingship, royal churches, & embassies to Latin Europe based on my new book last week.

The most important reference work for the field is the Encyclopaedia Aethiopica, 5 volumes (2003-2014). It’s an invaluable resource that’s got basically EVERYTHING on anything in the region, Christian, Muslim, local religions throughout time alike.

An EXCELLENT, brand-new overview and introduction to Ethiopia between ca. 700-1550 is A Companion to Medieval Ethiopia and Eritrea (ed. Samantha Kelly). It’s pricey, but really good. Suggest it to your local library, perhaps?

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Zeitschrift Cover "Addis Sport"

Äthiopiens olympische Geschichte

Katrin Bromber
Online-Vortrag, 9. September 2021, 18:00 Uhr

Trotz der schwierigen politischen Lage im Land nahmen äthiopische Sportler und Sportlerinnen erfolgreich an den diesjährigen Olympischen Sommerspielen in Tokio teil. Mit einer Goldmedaille im 1000 Meter-Lauf, Silber über 3000 Meter- Hindernislauf und jeweils Bronze über 10000 und 5000 Meter bewiesen sie erneut ihre Stärke auf den Langstrecken. Neben Athletinnen und Athleten im Radfahren und Schwimmen nahm erstmals auch ein Taekwondo Kämpfer teil. In ihrem Vortrag geht Katrin Bromber auf die Äthiopiens olympische Geschichte ein, die bereits 1924 mit der Teilnahme Ras Tafaris und anderer äthiopischer Würdenträger an der Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Sommerspiele im Colombe Stade Olympique bei Paris begann.

Der Vortrag wird über Zoom-Meetings abgehalten. Bitte melden Sie sich per Email als Zuhörer*in an.

„Starting with confusion will end up in confusion“ – Reflektionen zur internationalen Rechtsstaatlichkeitsförderung im Südsudan

Katrin Seidel

Abstract des Online-Vortrags am 17. Juni 2021, 18:00 Uhr, Zoom

Nachdem die Vereinten Nationen im Juli 2011 den Südsudan in die Staatengemeinschaft aufnahmen, erklärte der frühere Generalsekretär Ban Ki-moon: „Wie jedes Neugeborene braucht auch der Südsudan Hilfe“. Die Metapher des “Neugeborenen“ impliziert einseitige Fürsorge und schafft die Vorstellung eines Dualismus zwischen einerseits den reichen erfahrenen und andererseits den armen unwissenden und pflegebedürftigen Angehörigen der internationalen Gemeinschaft. So prägen Ideen der Fürsorge das Engagement in Südsudans Staatswerdung nach langem Bürgerkrieg und Abspaltung. Eine enorme Kluft zwischen Versprechungen und Wirkungen internationaler Unterstützung wird aufgrund oft realitätsferner Prämissen und standardisierter Instrumente in einem Kontext sichtbar, wo bisher kein gesellschaftlicher Konsens über nationale Werte, ein Fundament des Gemeinwesens oder über politische Strukturen erreicht werden konnte.
In dem Vortrag möchte ich die vorherrschende Einstellung einer elterlichen Fürsorge hinterfragen und aufzeigen, wie verwirrend die internationale Rechtsstaatlichkeitsförderung von den Empfängern wahrgenommen wird und welche unerwünschten Folgen infantilisierende Gleichnisse produzieren können. Entstehende Spannungen zwischen internationalen Interventionen und lokaler Eigenverantwortung sollen zum Nachdenken über Legitimität und Ausmaß internationaler Interventionen anregen. Ich argumentiere, dass eine wirkungsorientierte Rechtsstaatlichkeitsförderung Bewusstsein dafür verlangt, dass diese stets von der gesellschaftlichen Ordnung vor Ort abhängig ist. Dementsprechend muss Kontextsensibilität der Ausgangspunkt jeglicher Unterstützung sein.

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Cover Lands of the Future, 2021

Book presentation: Lands of the Future. Anthropological Perspectives on Pastoralism, Land Deals and Tropes of Modernity in Eastern Africa

Online book presentation with Echi Gabbert, Asebe Regassa and Jonah Wedekind

15. Juni 2022, 18 Uhr, Zoom

About the Book
Rangeland, forests and riverine landscapes of pastoral communities in Eastern Africa are increasingly under threat. Abetted by states who think that outsiders can better use the lands than the people who have lived there for centuries, outside commercial interests have displaced indigenous dwellers from pastoral territories. This volume presents case studies from Eastern Africa, based on long-term field research, that vividly illustrate the struggles and strategies of those who face dispossession and also discredit ideological false modernist tropes like ‘backwardness’ and ‘primitiveness’.

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Warum ist Al Shabaab so erfolgreich? Zur Genealogie des politischen Islam in Somalia

Markus V. Höhne

Abstract des Online-Vortrags am 20. Mai 2021, 18:00 Uhr

Al Shabaab in Somalia wird normalerweise als „Terrororganisation“ dargestellt. In dieser Präsentation schlage ich vor, die umfassendere Genealogie der Gruppe zu betrachten und sie als wichtigen politischen Akteur zu verstehen, der im lokalen Umfeld ein wettbewerbsfähiges politisches Angebot macht. Al Shabaab entwickelte sich aus einem größeren Spektrum politisch-islamischer Akteure in Somalia, wobei Al Ittihat Al Islami (AIAI) und die Bewegung des Islamischen Gerichtshöfe in den 1990er und frühen 2000er Jahren wichtige Vorläufer waren. Im Gegensatz zu den früheren islamistischen Organisationen gelang es Al Shabaab jedoch, nicht nur eine mächtige Streitmacht, sondern auch einen staatsähnlichen bürokratischen Apparat aufzubauen. In Gebieten, in denen die Gruppe die Kontrolle hat, setzt sie die Sharīʿa als transparente Rechtsordnung durch und bemüht sich, Ordnung jenseits des Klanismus zu schaffen. Da die islamistische politische Ordnung effektiver und weniger korrupt ist als die von der nationalen (aber von externer Unterstützung abhängigen) Regierung in Somalia etablierte Ordnung, spricht sie sogar diejenigen an, welche die radikale Ideologie von Al Shabaab nicht teilen. Dies macht die Islamisten zu einer Kraft, mit der man auch in Zukunft rechnen muss.

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Balancing inclusion and exclusion among Somali migrants in Germany

In diesem Artikel diskutieren Markus Höhne und Tabea Scharrer Dynamiken von Inklusion und Exklusion bezüglich somalischer Migrantinnen in Deutschland. Die Autorinnen rücken die Aushandlungen von Migrant*innen ins Zentrum der Analyse und zeigen, wie diese im Prozess der Niederlassung in Deutschland zwischen verschiedenen Normen, individuellen Interessen und unterschiedlichen sozialen Netzwerken manövrieren. Höhne und Scharrer stellen fest, dass entgegen den im öffentlichen Diskurs oft vertretenen Ansichten, ethnische (Selbst-)Identifikation nicht zwangsläufig zu Isolation und Ausschluss aus der deutschen Gesellschaft führt. Vielmehr dienen zum Beispiel formale und informelle somalische Gemeinschaften und Vereine in Deutschland als Brücke, um Kontakt zu deutschen Behörden oder NGOs herzustellen und so Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse diskutieren zu können. Gleichzeitig kann Exklusion durch Rassismus zur Abschottung führen, setzt aber auch insbesondere jüngere Somalis unter Druck, Allianzen mit Deutschen zu schmieden, um ihre Situation zu stabilisieren. Auch innerhalb der somalischen Gemeinschaften in Deutschland kommt es zu Ausgrenzungen entlang von Kategorisierungen wie Geschlecht oder Klanzugehörigkeit. Insofern beleuchtet der Artikel die widersprüchlichen und mehrdeutigen Prozesse der Vergesellschaftung im migrantisch geprägten Deutschland der Gegenwart.

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