Cover Lands of the Future, 2021

Book presentation: Lands of the Future. Anthropological Perspectives on Pastoralism, Land Deals and Tropes of Modernity in Eastern Africa

Online book presentation with Echi Gabbert, Asebe Regassa and Jonah Wedekind

15. Juni 2022, 18 Uhr, Zoom

About the Book
Rangeland, forests and riverine landscapes of pastoral communities in Eastern Africa are increasingly under threat. Abetted by states who think that outsiders can better use the lands than the people who have lived there for centuries, outside commercial interests have displaced indigenous dwellers from pastoral territories. This volume presents case studies from Eastern Africa, based on long-term field research, that vividly illustrate the struggles and strategies of those who face dispossession and also discredit ideological false modernist tropes like ‘backwardness’ and ‘primitiveness’.

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Warum ist Al Shabaab so erfolgreich? Zur Genealogie des politischen Islam in Somalia

Markus V. Höhne

Abstract des Online-Vortrags am 20. Mai 2021, 18:00 Uhr

Al Shabaab in Somalia wird normalerweise als „Terrororganisation“ dargestellt. In dieser Präsentation schlage ich vor, die umfassendere Genealogie der Gruppe zu betrachten und sie als wichtigen politischen Akteur zu verstehen, der im lokalen Umfeld ein wettbewerbsfähiges politisches Angebot macht. Al Shabaab entwickelte sich aus einem größeren Spektrum politisch-islamischer Akteure in Somalia, wobei Al Ittihat Al Islami (AIAI) und die Bewegung des Islamischen Gerichtshöfe in den 1990er und frühen 2000er Jahren wichtige Vorläufer waren. Im Gegensatz zu den früheren islamistischen Organisationen gelang es Al Shabaab jedoch, nicht nur eine mächtige Streitmacht, sondern auch einen staatsähnlichen bürokratischen Apparat aufzubauen. In Gebieten, in denen die Gruppe die Kontrolle hat, setzt sie die Sharīʿa als transparente Rechtsordnung durch und bemüht sich, Ordnung jenseits des Klanismus zu schaffen. Da die islamistische politische Ordnung effektiver und weniger korrupt ist als die von der nationalen (aber von externer Unterstützung abhängigen) Regierung in Somalia etablierte Ordnung, spricht sie sogar diejenigen an, welche die radikale Ideologie von Al Shabaab nicht teilen. Dies macht die Islamisten zu einer Kraft, mit der man auch in Zukunft rechnen muss.

Die Vorträge werden über Zoom-Meetings abgehalten. Bitte melden Sie sich per Email als Zuhörer*in an.

Balancing inclusion and exclusion among Somali migrants in Germany

In diesem Artikel diskutieren Markus Höhne und Tabea Scharrer Dynamiken von Inklusion und Exklusion bezüglich somalischer Migrantinnen in Deutschland. Die Autorinnen rücken die Aushandlungen von Migrant*innen ins Zentrum der Analyse und zeigen, wie diese im Prozess der Niederlassung in Deutschland zwischen verschiedenen Normen, individuellen Interessen und unterschiedlichen sozialen Netzwerken manövrieren. Höhne und Scharrer stellen fest, dass entgegen den im öffentlichen Diskurs oft vertretenen Ansichten, ethnische (Selbst-)Identifikation nicht zwangsläufig zu Isolation und Ausschluss aus der deutschen Gesellschaft führt. Vielmehr dienen zum Beispiel formale und informelle somalische Gemeinschaften und Vereine in Deutschland als Brücke, um Kontakt zu deutschen Behörden oder NGOs herzustellen und so Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse diskutieren zu können. Gleichzeitig kann Exklusion durch Rassismus zur Abschottung führen, setzt aber auch insbesondere jüngere Somalis unter Druck, Allianzen mit Deutschen zu schmieden, um ihre Situation zu stabilisieren. Auch innerhalb der somalischen Gemeinschaften in Deutschland kommt es zu Ausgrenzungen entlang von Kategorisierungen wie Geschlecht oder Klanzugehörigkeit. Insofern beleuchtet der Artikel die widersprüchlichen und mehrdeutigen Prozesse der Vergesellschaftung im migrantisch geprägten Deutschland der Gegenwart.

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Katrin Seidel

Staatenbildung im Südsudan und Somaliland

Ein Interview mit Katrin Seidel zu ihrer Habilitation über Südsudan und Somaliland

Meine Studie untersucht insbesondere das Spannungsfeld zwischen internationalen politischen Interventionen und lokaler Eigenverantwortung. Letztlich geht es um die Aushandlung von Legitimität und Partizipation, von Grundwerten und dem Wesen einer politischen Gemeinschaft

Am 10. Februar 2021 wurde Katrin Seidel von der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg habilitiert. Im Anschluss an ihren öffentlichen Vortrag wurde ihr die Venia Legendi für Rechtsethnologie, Rechtssoziologie und Rechtsvergleichung verliehen. Ihre Habilitation schrieb sie zum Thema: “Internationalised Constitution-Making as Tool for Negotiating Statehood and Rule of Law: South Sudan’s and Somaliland’s Constitutional Genesis in the Context of Plural Legal (Dis-) Ordering”

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Sozio-politische Praktiken in Nordostafrika jenseits des Staates: zwischen organisiertem Frieden und organisierter Gewalt

Wolbert G.C. Smidt

Abstract des Online-Vortrags am 15. April 2021, 18:00 Uhr, Zoom

Die nordostafrikanische Region ist seit Jahrhunderten von einer großen Dynamik von Staatsbildungsprozessen, Expansionen und Kooperation zwischen Regionen geprägt. Neben den Staaten, auf denen meist der Hauptaugenmerk der Geschichtsschreibung lag, gab es immer meist in hochgradiger Autonomie organisierte lokale Gemeinwesen. Diese organisieren sich selbst primär als „Friedensräume“, das heißt haben soziopolitische und kulturelle Systeme und Rechtstraditionen oft in großer Differenziertheit herausgebildet, die eine innere Stabilität fern des Staates gewährleisten. In einigen Fällen bildeten sich im äthiopischen Hochland regelrechte Bauernrepubliken heraus, aber auch Systeme feudaler Lehnsherrschaften sowie alte Ansätze bürgerlicher Gewaltenteilung. Diese Gesellschaften sind teilweise ethnisch konnotiert, aber nicht ausschließlich, was eine der Grundlagen für die offizielle Anerkennung der Rolle von Ethnien in der Herausbildung von politischen Regionen im modernen Föderalstaat Äthiopien war. Diese sind allerdings nicht wie „Inseln“ auf sich bezogen, sondern Teil eines Geflechts von Beziehungen, die vielfach noch wenig erforscht sind. Auch diese sind oft hochausdifferenziert und werden sowohl konfliktuell als auch in kooperativer Weise ausgestaltet. Dazu gehören auch Konfliktsysteme, die auf Wiederholung von Gewaltunternehmungen – wie Razzien – und ihrer ritualisierten Deutung sowie Einbettung in lokale Wertesysteme beruhen. Andere Formen von Gewalt, die sich gegen übergeordnete staatliche Hierarchien richten, sind ebenfalls in lokale Erwartungen eingebettet, mit der Folge, dass Gesellschaften als Antwort auf bestimmte Entwicklungen auf Frieden oder auch auf Kriegsmodus eingestellt sein können, sowohl im Fall von als gewalttätig oder regelwidrig agierenden territorialen Nachbarn als auch von gewaltsamen Superstrukturen von Staaten, die „Ordnung“ schaffen und damit einen Sturm gesellschaftlich getragener Gewalt erzeugen. Trotz einer insgesamt ausgeprägten Stabilität lokaler soziopolitischer Entitäten, die eine starke Akzeptanz genießen, sind diese vor allem nach außen hin nicht gewaltfrei. Sowohl in Diskurs und Praxis stehen diskursive, konsensuale Prozeduren im Zentrum der Selbstorganisation, deren Beziehung zu modernen Staaten noch ungeklärt sind.

Die Vorträge werden über Zoom-Meetings abgehalten. Bitte melden Sie sich per Email als Zuhörer*in an.

Online-Vortragsreihe „Neue Perspektiven auf das Horn von Afrika – lokale sozial-politische Dynamiken“

Das Horn von Afrika ist gemeinhin und seit langem als Krisenregion bekannt. Hungersnöte, Bürgerkriege, Kriege, islamistischer Terrorismus, Menschenrechtsverletzungen und Staatszerfall sind Begriffe, die oft mit der Region in Verbindung gebracht werden. Daraus resultiert die Flucht vieler Menschen aus Äthiopien, Eritrea, Somalia oder dem Südsudan, von denen viele seit Jahrzehnten auch in Europa und Nordamerika ankommen. Der Wissenschaftliche Arbeitskreis Horn von Afrika (WAKHVA) vereinigt Wissenschaftlerinnen, die teilweise seit Jahrzehnten zu einzelnen Ländern in der Region arbeiten. Einige Mitglieder des Vereins werden in dieser Vortragsreihe einen historisch fundierten und sozial, kulturell, politisch und ökonomisch differenzierten Blick auf aktuelle Probleme in der Region werfen. Ziel ist es, vom Klischee der Krisenregion wegzukommen und ein tieferes Verständnis für das Leben am Horn von Afrika zu entwickeln, das in vielerlei Hinsicht mit „unserem“ Leben (in Europa, auch konkret in Deutschland) verbunden ist.

Programm

15. April 2021, 18:Uhr
Wolbert G.C. Smidt
Sozio-politische Praktiken in Nordostafrika jenseits des Staates: zwischen organisiertem Frieden und organisierter Gewalt
Abstract

20. Mai 2021, 18:Uhr
Markus V. Höhne
Warum ist Al Shabaab so erfolgreich? Zur Genealogie des politischen Islam in Somalia
Abstract

17. Juni 2021, 18:Uhr
Katrin Seidel
„Starting with confusion will end up in confusion“ – Reflektionen zur internationalen Rechtsstaatlichkeits-förderung im Südsudan
Abstract

Die Vorträge werden über Zoom-Meetings abgehalten. Die Anmeldung erfolgt per Email.

Interview: Krieg in Tigray

Der Ethnohistoriker Wolbert Smidt weist in seinem Spiegel-Interview auf kulturelle und demographische Faktoren hin, die bei der Analyse des Krieges in Tigray  wenig Beachtung finden. Dazu gehören die traditionelle Autonomie von Regionen wie Tigray und eine aufgeheizte gesellschaftliche Atmosphäre, in der ein Großteil der sehr jungen Bevölkerung Narrativen zuneigt, die „Schuldige“ benennen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/aethiopien-ethnologe-erklaert-buergerkrieg-a-6f0c8ee5-addc-420f-8d37-cb83c7f47f26

„Äthiopien spricht nicht mehr mit den Äthiopiern“.

Dazu auch der Hinweis auf ein Interview mit Wolbert Smidt im September 2020, in seinem Forschungsgebiet in Tigray. Zur anwachsende politischen Krise sagte er:
https://deutsch-aethiopischer-verein.de/artikel-1/articles/interview-wolber-smidt.htm


Dazu auch ein Artikel über Beschädigungen und Zerstörungen kultureller Denkmäler in Tigray https://news.yahoo.com/no-more-sacred-places-heritage-054549797.html

Sozioökonomische Lage in Somalia

Podcast-Gespräch zwischen Reinhold Jawhari vom Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (ACCORD), Sophie Roche von der Universität Heidelberg und Markus Höhne von der Universität Leipzig zur sozio-ökonomischen Lage in Somalia. Das Gespräch soll dazu dienen, allen Interessierten fundierte Einblicke in Herkunftsländer in Asylverfahren zu geben.

https://www.ecoi.net/de/blog/soziooekonomische-lage-in-somalia-gespraeche-ueber-herkunftslaender-coi-podcast

Pastoralnomadin

Socio-economic situation in Somalia

Podcast discussion between Reinhold Jawhari from the Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (ACCORD), Sophie Roche from Heidelberg University and Markus Höhne from Leipzig University on the socio-economic situation in Somalia. The purpose of the conversation is to give all those interested in-depth insights into countries of origin in asylum proceedings.